Phaedrus: Fabulae – 3,20 (Epilogus, Idem Poeta) – Übersetzung


Lateinischer Text: Deutsche Übersetzung:
Epilogus, Idem Poeta – Liber tertius (3) Schlussrede, Der Dichter – Buch 3
Supersunt mihi quae scribam, sed parco sciens,
primum, esse videar ne tibi molestior,
distringit quem multarum rerum uarietas;
dein, si quis eadem forte conari velit,
habere ut possit aliquid operis residui;
Quamvis materiae tanta abundet copia,
labori faber ut desit, non fabro labor.
Ich könnte vieles noch berichten, doch ich schweige, zuerst, damit ich dir nicht allzu lästig scheine, den die Verschiedenheit so vieler Dinge fesselt, und ferner, dass ein anderer, der sich will versuchen an dieser Dichtungsart, noch reichen Stoff behalte; Wohl ist der Reichtum an dergleichem Stoff so groß, dass der Arbeit Künstler fehlen als umgekehrt.
Brevitatis nostrae praemium ut reddas peto
quod es pollicitus; exhibe vocis fidem.
Damit nun meine Kürze ihren Lohn erhält, so lass, wie du versprochen, deine Stimme hören.
Nam vita morti propior est cotidie;
et hoc minus redibit ad me muneris,
quo plus consumet temporis dilatio.
Denn täglich nähert sich das Leben mehr dem Tode; Fürwahr, je länger du mit deiner Wohltat zögerst, um so viel weniger werde ich die Freude genießen.
Si cito rem perages, usus fiet longior;
fruar diutius si celerius coepero.
Wenn du es sofort ausführst, so freue ich mich länger, denn was ich früh erhalte, werd ich lang benutzen.
Languentis aevi dum sunt aliquae reliquiae,
auxilio locus est: Olim senio debilem
frustra adiuvare bonitas nitetur tua,
cum iam desierit esse beneficio utilis,
et Mors vicina flagitabit debitum.
Jetzt, wo mir noch etwas von Manneskraft geblieben, ist Hilfe am Platz: Wenn ich vom Alter bin gebeugt, so wird mir deine Wohltat keine Frucht mehr bringen, dann wird mir deine Güte nicht mehr nutzen können, der nahe Todesengel fordert den Tribut.
Stultum admovere tibi preces existimo,
proclivis ultro cum sis misericordiae.
Da du aus freien Stücken gern dem Elend hilfst, so wäre es töricht, dich durch Bitten zu bewegen.
Saepe impetravit veniam confessus reus: Der Sünder, der gestand, erlangte oft Verzeihung:
Quanto innocenti iustius debet dari? Um wieviel mehr gebühret sie der armen Unschuld.O gib, dass ich mich für dein Urteil glücklich preise?
Tuae sunt partes; fuerunt aliorum prius;
dein simili gyro venient aliorum vices.
Decerne quod religio, quod patitur fides,
ut gratuler me stare iudicio tuo.
durch frechen Hohn und Übermut der Schurken leidet. Du fragest, wer sie sind? Du wirst sie noch erkennen.
Excedit animus quem proposui terminum,
sed difficulter continetur spiritus,
integritatis qui sincerae conscius
a noxiorum premitur insolentiis.
Schon überschreite ich das mir gesteckte Ziel, doch nur mit Mühe kann der Geist gefesselt werden, der hart, obgleich er sich der Unschuld ist bewusst.
Qui sint, requiris; Apparebunt tempore. Du fragest, wer sie sind; Du wirst sie noch erkennen.
Ego, quondam legi quam puer sententiam
„Palam muttire plebeio piaculum est,“
dum sanitas constabit, pulchre meminero.
In meiner Knabenzeit hab ich den Spruch gelesen: „Gefährlich ist es dem niederen Manne, frei zu sprechen“, solang ich lebe, werde ich mich an diese Lehre erinnern.
Eingereicht von Felix M.

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