Phaedrus: Fabulae – 5,07 (Princeps Tibicen) – Übersetzung

Lateinischer Text: Deutsche Übersetzung:
Princeps Tibicen – Liber quintus (5) Der dreiste Flötenspieler – Buch 5
Ubi uanus animus aura captus friuola
arripuit insolentem sibi fiduciam,
facile ad derisum stulta levitas ducitur.
Sobald der Geist durch Volkesgunst geblendet ist und er in eitlem Dünkel seiner Kraft vertraut, wird leicht sein Flattersinn zur Schande hingeführt.
Princeps tibicen notior paulo fuit,
operam Bathyllo solitus in scaena dare.
Der Flötenspieler Fürst war wenig nur bekannt, da er des Bathylls Schauspiel zu begleiten pflegte.
Is forte ludis, non satis memini quibus,
dum pegma rapitur, concidit casu gravi
necopinus et sinistram fregit tibiam,
duas cum dextras maluisset perdere.
Als einst bei einem Spiel, ich weiß nicht mehr, bei welchem, sich die Maschine hob, tat er einen schweren Fall ganz unversehens und brach sein linkes Schienbeinrohr, wie gern hätte er verloren die rechte Flötenröhre.
Inter manus sublatus et multum gemens
domum refertur. Aliquot menses transeunt,
ad sanitatem dum venit curatio.
Auf Händen ruhend und vor Schmerzen heftig seufzend ward er nach Haus getragen. Es verstreichen Monde, bis er mit Gottes und mit Arztes Hilfe genas.
Ut spectatorum molle est et lepidum genus,
desiderari coepit, cuius flatibus
solebat excitari saltantis vigor.
Wie es die Sitte des schaulustigen Volkes ist, begann man sich nach ihm zu sehnen, dessen Flöte des Tänzers leichte Tritte zu beleben pflegte.
Erat facturus ludos quidam nobilis. Ein Reicher wollte frohe Festesspiele geben.
Is, ut incipiebat Princeps ad baculum ingredi,
perducit pretio precibus ut tantummodo
ipso ludorum ostenderet sese die.
Bereits vermochte Fürst zu gehen, und bat er diesen, an dem bestimmten Tag für Geld und gute Worte sich sehn zu Lassen, der Fürst ging auf den Vorschlag ein.
Qui simul advenit, rumor de tibicine
fremit in theatro: Quidam adfirmant mortuum,
quidam in conspectum proditurum sine mora.
Als dieser nun Erschien, ward nur von ihm gesprochen: Die einen meinten, er sei tot, und andere sagten, dass er gar bald sich ihnen zeigen würde.
Aulaeo misso, devolutis tonitribus,
di sunt locuti more translaticio.
Der Vorhang schwand, der Donner grollte Dumpf und schwer, und Götter redeten nach hergebrachter Weise.
Tunc chorus ignotum modo reducto canticum
insonuit, cuius haec fuit sententia:
Drauf sang der Chor ein Lied, wie es Fürst noch nicht gehört, der Sinn von diesem Liede war:
„Laetare incolumis Roma salvo principe.“ „Es lebe dein Fürst, Rom, freue dich, du bist gerettet, freue dich.“
In plausus consurrectum est. Iactat basia
tibicen, gratulari fautores putat.
Man steht zum Beifallklatschen auf. Und Fürst wirft Kusshand, er glaubt, dass ihm der Beifall und der Jubel gilt.
Equester ordo stultum errorem intellegit
magnoque risu canticum repeti iubet.
Der Ritterstand bemerkt den Irrtum dieses Toren, und lachend fordert er des Liedes Wiederholung.
Iteratur illud. Homo meus se in pulpito
totum prosternit. Plaudit inludens eques,
rogare populus hunc choro veniam aestimat.
Es wird aufs neue vorgetragen. Unser Männlein wirft sich der Länge nach jetzt auf die Bühne hin. Die Ritter applaudierten ihm mit bittern Scherzen, das Volk glaubt, dass er sich um einen Kranz bewerbe.
Ut vero cuneis notuit res omnibus,
Princeps, ligato crure nivea fascia,
niveisque tunicis, niveis etiam calceis,
superbiens honore divinae domus,
ab universis capite est protrusus foras.
Doch als die Zuschauer den Tatbestand erfahren, wird Fürst trotz seiner glänzendweißen Schienbeinbinde und trotz des weißen Mantels und der weißen Schuhe, sich brüstend mit der Ehre, die nur dem Kaiser galt, vom ganzen Volk aus dem Theater schnell entfernt.
Eingereicht von Sebastian L.

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