Ovid – Metamorphosen – Liber sextus – Marsyas – Übersetzung

Sic ubi nescio quis Lycia de gente virorum
rettulit exitium, satyri reminiscitur alter,
quem Tritoniaca Latous harundine victum
adfecit poena. ‚quid me mihi detrahis?‘ inquit; 385
‚a! piget, a! non est‘ clamabat ‚tibia tanti.‘
clamanti cutis est summos direpta per artus,
nec quicquam nisi vulnus erat; cruor undique manat,
detectique patent nervi, trepidaeque sine ulla
pelle micant venae; salientia viscera possis 390
et perlucentes numerare in pectore fibras.
illum ruricolae, silvarum numina, fauni
et satyri fratres et tunc quoque carus Olympus
et nymphae flerunt, et quisquis montibus illis
lanigerosque greges armentaque bucera pavit. 395
fertilis inmaduit madefactaque terra caducas
concepit lacrimas ac venis perbibit imis;
quas ubi fecit aquam, vacuas emisit in auras.
inde petens rapidus ripis declivibus aequor
Marsya nomen habet, Phrygiae liquidissimus amnis. 400


Deutsche Übersetzung: (Buch 6, Vers 382-400)
Marsyas

Kläglich war, sehr kläglich, des Satyrs Marsyas Schicksal,
Der, von Apollo besiegt im Getön des tritonischen Rohres,
Jetzo die Strafe bestand. Was entziehst du mir selber mich? rief er.
Ah, mich gereut’s! ah! schrie er, soviel nicht gilt mir das Schallrohr!
Doch wie er schrie, zog jener die Haut ihm über die Glieder;
Und nichts war, als Wunde, zu schaun. Blut rieselte ringsum;
Aufgedeckt lag Muskel und Sehn‘; auch die zitternden Adern
Schlugen, der Hülle beraubt, aufzuckende Eingeweide
Konnte man zählen sogar, und der Brust durchscheinende Fibern.

Ihn wehklageten Faune, die ländlichen Mächte der Waldung,
Ihn die Satyrgebrüder, und du, ruhmvoller Olympus,
Ihn auch der Nymphen Geschlecht, und wer in der bergigen Gegend
Herden der wolligen Schaf, und gehörnete Rinder umhertrieb.
Aber das fruchtbare Land empfing die fallenden Tränen,
Durchgenetzt, und trank sie hinab in die innersten Adern:
Wo sie, zu Wasser geseigt, aufquellen an freiere Lüfte.
Jäh zu dem stürmischen Meer, im Hang abschüssiger Ufer,
Rollt der Marsyasstrom durch Phrygia lautere Wellen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.