Vergil – Aeneis – Liber decimus – Vers 100-117 – Übersetzung

Tum pater omnipotens, rerum cui prima potestas, 100
infit (eo dicente deum domus alta silescit
et tremefacta solo tellus, silet arduus aether,
tum Zephyri posuere, premit placida aequora pontus):
‚accipite ergo animis atque haec mea figite dicta.
quandoquidem Ausonios coniungi foedere Teucris 105
haud licitum, nec uestra capit discordia finem,
quae cuique est fortuna hodie, quam quisque secat spem,
Tros Rutulusne fuat, nullo discrimine habebo,
seu fatis Italum castra obsidione tenentur
siue errore malo Troiae monitisque sinistris. 110
nec Rutulos soluo. sua cuique exorsa laborem
fortunamque ferent. rex Iuppiter omnibus idem.
fata uiam inuenient.‘ Stygii per flumina fratris,
per pice torrentis atraque uoragine ripas
adnuit et totum nutu tremefecit Olympum. 115
hic finis fandi. solio tum Iuppiter aureo
surgit, caelicolae medium quem ad limina ducunt.


Deutsche Übersetzung:
Rede Juppiters in der Götterversammlung (Buch 10)

Dann beginnt der allmächtige Vater, der die erste Macht der Dinge hat, (wenn er spricht, verstummen das hohe Haus der Götter und die in ihren Grundfesten erschütterte Erde, der hohe Äther schweigt, dann haben sich die Zephyre gelegt, das Meer glättet seine sanfte Oberfläche): Vernehmt also mit euren Sinnen und prägt diese meine Worte ein. Weil eben nicht erlaubt ist, daß die Ausonier sich mit den Teukrern durch einen Vertrag binden, und eure Zwieträchtigkeit kein Ende findet, welches Glück ein jeder heute hat, welcher Hoffnung ein jeder teil – mag es ein Trojer oder Rutuler sein –, ich werde sie ohne Unterschied behandeln. Sei es, daß aufgrund des Schicksals das Lager der Italer in Belagerungszustand gehalten wird oder durch eine böse Täuschung der Trojaner und falsche Göttersprüche – und nicht spreche ich die Rutuler frei –, einem jedem wird sein Beginnen Mühe und Glück bringen: Der König Juppiter ist für alle derselbe. Das Schicksal wird seinen Weg finden.“ Bei den stygischen Flüssen seines Bruders, bei den von Pech und schwarzem Strudel glühenden Ufern nickte er und bringt durch sein Nicken den ganzen Olymp zum Zittern. Das ist das Ende seiner Rede. Von seinem goldenen Thron erhebt sich dann Juppiter, den die Himmelsbewohner in ihrer Mitte zur Schwelle führen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.