Tacitus: Historiae – Buch 1,01 – Übersetzung

Lateinischer Text: Deutsche Übersetzung:
Historiae, Liber primus (1) Proömium – Buch 1, Kapitel 1
Initium mihi operis Servius Galba iterum Titus Vinius consules erunt. Den Anfang meines Werkes werden die Konsuln Servius Galba, der zum zweiten Mal Konsul war, und Titus Vinius bilden.
Nam post conditam urbem octingentos et viginti prioris aevi annos multi auctores rettulerunt, dum res populi Romani memorabantur pari eloquentia ac libertate: Denn nach der Gründung Roms berichteten viele Autoren über die 820 Jahre der vergangenen Zeit, solange die Geschichte des römischen Volkes mit gleicher Beredsamkeit und Freiheit erzählt wurde:
Postquam bellatum apud Actium atque omnem potentiam ad unum conferri pacis interfuit, magna illa ingenia cessere; Simul veritas pluribus modis infracta, primum inscitia rei publicae ut alienae, mox libidine adsentandi aut rursus odio adversus dominantis: Nachdem bei Actium Krieg geführt worden war und es im Interesse des Friedens lag, dass alle Macht auf einen einzigen übertragen werde, da verstummten jene großen Talente; Gleichzeitig ist die Wahrheit auf mehrere Weisen/Arten entstellt worden, erstens durch die Unkenntnis des Staates, der einem ja fremd geworden war, zweitens durch zügellose Schmeicheleien oder wiederum durch Hass gegenüber den Herrschenden:
Ita neutris cura posteritatis inter infensos vel obnoxios. So sorgte sich keine von beiden Gruppen (von Historikern) um die Nachwelt weder die Feindseligen noch die Unterwürfigen.
Sed ambitionem scriptoris facile averseris, obtrectatio et livor pronis auribus accipiuntur; Quippe adulationi foedum crimen servitutis, malignitati falsa species libertatis inest. Aber die Schmeichelei eines Schriftstellers könnte man leicht abwenden, die Verfolgung und Neid werden bereitwillig (mit geneigten Ohren) entgegengenommen; Freilich der Schmeichelei wohnt der schimpfliche Vorwurf der Sklaverei inne, der Bosheit der falsche Anschein von Freiheit.
Mihi Galba Otho Vitellius nec beneficio nec iniuria cogniti. Mir sind Galba, Otho, Vitellius weder durch eine Wohltat noch durch ein Unrecht bekannt.
Dignitatem nostram a Vespasiano inchoatam, a Tito auctam, a Domitiano longius provectam non abnuerim: Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass meine politische Karriere/Ämterlaufbahn von Vespasiano begründet, von Titus gefördert und von Domitian weiter ausgebaut wurde:
Sed incorruptam fidem professis neque amore quisquam et sine odio dicendus est. Aber diejenigen, die sich zu einer unbestechlichen Ehrlichkeit bekannt haben, dürfen niemanden mit Bevorzugung beschreiben, sondern sie müssen jeden ohne Hass darstellen.
Quod si vita suppeditet, principatum divi Nervae et imperium Traiani, uberiorem securioremque materiam, senectuti seposui, rara temporum felicitate ubi sentire quae velis et quae sentias dicere licet. Wenn also mein Leben ausreichen sollte, habe ich den Prinzipat des göttlichen Nerva und die Herrschaft des Trajan, einen ergiebigeren und weniger gefährlichen Stoff, für mein Alter ausgespart/aufbewahrt, aufgrund des seltenen Glücks der Zeiten, wo es erlaubt ist, zu denken was man will, und zu sagen, was man denkt.
Eingereicht von Susanne P.

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