Ovid – Metamorphosen – Liber undecimus – Midas – Übersetzung

Nec satis hoc Baccho est, ipsos quoque deserit agros 85
cumque choro meliore sui vineta Timoli
Pactolonque petit, quamvis non aureus illo
tempore nec caris erat invidiosus harenis.
hunc adsueta cohors, satyri bacchaeque, frequentant,
at Silenus abest: titubantem annisque meroque 90
ruricolae cepere Phryges vinctumque coronis
ad regem duxere Midan, cui Thracius Orpheus
orgia tradiderat cum Cecropio Eumolpo.
qui simul agnovit socium comitemque sacrorum,
hospitis adventu festum genialiter egit 95
per bis quinque dies et iunctas ordine noctes,
et iam stellarum sublime coegerat agmen
Lucifer undecimus, Lydos cum laetus in agros
rex venit et iuveni Silenum reddit alumno.
Huic deus optandi gratum, sed inutile, fecit 100
muneris arbitrium gaudens altore recepto.
ille male usurus donis ait ‚effice, quicquid
corpore contigero, fulvum vertatur in aurum.‘
adnuit optatis nocituraque munera solvit
Liber et indoluit, quod non meliora petisset. 105
laetus abit gaudetque malo Berecyntius heros
pollicitique fidem tangendo singula temptat
vixque sibi credens, non alta fronde virentem
ilice detraxit virgam: virga aurea facta est;
tollit humo saxum: saxum quoque palluit auro; 110
contigit et glaebam: contactu glaeba potenti
massa fit; arentis Cereris decerpsit aristas:
aurea messis erat; demptum tenet arbore pomum:
Hesperidas donasse putes; si postibus altis
admovit digitos, postes radiare videntur; 115
ille etiam liquidis palmas ubi laverat undis,
unda fluens palmis Danaen eludere posset;
vix spes ipse suas animo capit aurea fingens
omnia. gaudenti mensas posuere ministri
exstructas dapibus nec tostae frugis egentes: 120
tum vero, sive ille sua Cerealia dextra
munera contigerat, Cerealia dona rigebant,
sive dapes avido convellere dente parabat,
lammina fulva dapes admoto dente premebat;
miscuerat puris auctorem muneris undis: 125
fusile per rictus aurum fluitare videres.
Attonitus novitate mali divesque miserque
effugere optat opes et quae modo voverat, odit.
copia nulla famem relevat; sitis arida guttur
urit, et inviso meritus torquetur ab auro 130
ad caelumque manus et splendida bracchia tollens
‚da veniam, Lenaee pater! peccavimus‘ inquit,
’sed miserere, precor, speciosoque eripe damno!‘
mite deum numen: Bacchus peccasse fatentem
restituit pactique fide data munera solvit 135
’ne‘ ve ‚male optato maneas circumlitus auro,
vade‘ ait ‚ad magnis vicinum Sardibus amnem
perque iugum nitens labentibus obvius undis
carpe viam, donec venias ad fluminis ortus,
spumigeroque tuum fonti, qua plurimus exit, 140
subde caput corpusque simul, simul elue crimen.‘
rex iussae succedit aquae: vis aurea tinxit
flumen et humano de corpore cessit in amnem;
nunc quoque iam veteris percepto semine venae
arva rigent auro madidis pallentia glaebis. 145
Ille perosus opes silvas et rura colebat
Panaque montanis habitantem semper in antris,
pingue sed ingenium mansit, nocituraque, ut ante,
rursus erant domino stultae praecordia mentis.
nam freta prospiciens late riget arduus alto 150
Tmolus in ascensu clivoque extensus utroque
Sardibus hinc, illinc parvis finitur Hypaepis.
Pan ibi dum teneris iactat sua sibila nymphis
et leve cerata modulatur harundine carmen
ausus Apollineos prae se contemnere cantus, 155
iudice sub Tmolo certamen venit ad inpar.
Monte suo senior iudex consedit et aures
liberat arboribus: quercu coma caerula tantum
cingitur, et pendent circum cava tempora glandes.
isque deum pecoris spectans ‚in iudice‘ dixit 160
’nulla mora est.‘ calamis agrestibus insonat ille
barbaricoque Midan (aderat nam forte canenti)
carmine delenit; post hunc sacer ora retorsit
Tmolus ad os Phoebi: vultum sua silva secuta est.
ille caput flavum lauro Parnaside vinctus 165
verrit humum Tyrio saturata murice palla
instructamque fidem gemmis et dentibus Indis
sustinet a laeva, tenuit manus altera plectrum;
artificis status ipse fuit. tum stamina docto
pollice sollicitat, quorum dulcedine captus 170
Pana iubet Tmolus citharae submittere cannas.
Iudicium sanctique placet sententia montis
omnibus, arguitur tamen atque iniusta vocatur
unius sermone Midae; nec Delius aures
humanam stolidas patitur retinere figuram, 175
sed trahit in spatium villisque albentibus inplet
instabilesque imas facit et dat posse moveri:
cetera sunt hominis, partem damnatur in unam
induiturque aures lente gradientis aselli.
ille quidem celare cupit turpique pudore 180
tempora purpureis temptat relevare tiaris;
sed solitus longos ferro resecare capillos
viderat hoc famulus, qui cum nec prodere visum
dedecus auderet, cupiens efferre sub auras,
nec posset reticere tamen, secedit humumque 185
effodit et, domini quales adspexerit aures,
voce refert parva terraeque inmurmurat haustae
indiciumque suae vocis tellure regesta
obruit et scrobibus tacitus discedit opertis.
creber harundinibus tremulis ibi surgere lucus 190
coepit et, ut primum pleno maturuit anno,
prodidit agricolam: leni nam motus ab austro
obruta verba refert dominique coarguit aures.


Deutsche Übersetzung: (Buch 11, Vers 85-193)
Midas

Bacchus wandelt‘ einmal zu den Weinhöh’n seines Tymolos,
Und den paktolischen Auen, wiewohl noch golden der Strom nicht
Flutete, noch nicht Neid mit köstlichem Sande hervorrief.
Seine gewöhnliche Schar, Bacchinnen und Satyre, folgt‘ ihm,
Nur ward Silenus vermißt: den taumelnden Alten im Weinrausch
Hatten phrygische Bauern gehascht, und in fesselnden Kränzen
Hin zum Könige Midas geführt: dem der Thrazier Orpheus
Nächtliche Feier gelehrt, mit des Cekrops Bürger Eumolpos.
Dieser, sobald er erkannt den Genossen der heiligen Innung,
Ehrte den kommenden Gast mit fröhlich gefeierten Schmäusen,
Zehn der Tage hindurch, und zehn mitfolgende Nächte.
Lucifer hatte bereits am elften Morgen den Heerzug
Schwebender Sterne verscheucht, als froh in die lydischen Felder
Midas ging, und Silenus dem blühenden Zöglinge darbot.
Ihm gab Bacchus die Wahl, die schmeichelte, aber nicht frommte,
Sich ein Geschenk zu ersehn, für den wiedergefundenen Pfleger.
Übel die Gab‘ anwendend, erwidert‘ er: Schaffe, daß alles,
Was mein Leib auch berührt, in funkelndes Gold sich verwandle!
Machtvoll winket dem Wunsch, ein Geschenk zum Schaden gewährend,
Bromius; doch er bedau’rt, daß ihm nichts Besseres einfiel.

Froh des Bösen enteilt der berecynthische Hochfürst,
Und das verheißene Wort versuchet er, alles berührend.
Kaum nun glaubt er sich selbst, da der niedrigstämmigen Eiche
Ein hellgrünendes Reis er entzog: und golden das Reis ward.
Rasch erhob er den Stein; auch der Stein erblaßte zu Golde.
Eine Scholle berührt‘ er; die Scholl‘ in der mächtigen Hand war
Flimmerndes Erz. Er raufte sich dorrende Ähren der Ceres;
Sieh, und er erntete Gold. Wenn er Obst vom Baume sich abpflückt,
Scheint es der Hesperiden Geschenk. Wenn den ragenden Pfosten
Kaum sein Finger genaht, gleich strahlt’s von den Pfosten wie Feuer.
Selbst wann jener die Händ‘ in lauteren Fluten gewaschen,
Konnt‘ auch Danaë täuschen die Flut, von den Händen gerötet.
Kaum noch umfaßt sein Herz die Hoffnungen: golden erscheint ihm
Alles. Den Tisch nun ordnen dem Fröhlichen emsige Diener,
Voll mit leckerem Fleische gehäuft, und gebackener Feldfrucht.
Aber anjetzt, sobald er mit eigener Rechte der Ceres
Gabe gerührt, so erstarrte die heilige Gabe der Ceres;
Oder sobald er das Fleisch mit dem Zahn zu malmen gedachte,
Ward es zu gelblichem Blech, und klirrt‘ ihm unter den Zähnen.
Traubensaft von dem Schöpfer der Wohltat mischt‘ er mit Wasser;
Gleich schien flüssiges Gold ihm hinab in die Kehle zu gleiten.

Jetzt vom befremdenden Übel geschreckt, so reich und so elend,
Wünscht er dem Gut zu entfliehn, und das eben erflehete haßt er.
Was er gehäuft, nichts stillet den Hunger ihm, trockener Durst auch
Brennet den Gaum, und es quält das gehässige Gold nach Verdienst ihn.
Und nun hebt er die Händ‘ und glänzenden Arme gen Himmel:

Gnad‘, o Vater Lenäus! Verzeih! Wir sündigten! ruft er:
Aber ich fleh‘ um Erbarmen: entreiß mich dem schimmernden Unglück!

Bacchus, der freundliche Gott, sobald er die Sünde bekennet,
Stellt ihn her, und löst das verliehene Ehrengeschenk auf.

Daß nicht Tünche dir bleibe des übel erfleheten Goldes,
Wandele, spricht er, zum Fluß ohnweit der mächtigen Sardes;
Über des Bergs Anhöhn der rollenden Welle begegnend.
Flügle den Weg, bis oben des Stroms Urquelle du findest.
Dann, wo der schaumige Born mit Gewalt aufsprudelt, hinein dort
Tauche das Haupt, und spüle zugleich mit dem Leibe die Schuld ab.

Midas ersteigt die befohlene Flut; und die Kräfte des Goldes
Färben den Strom, und weichen vom menschlichen Leib‘ in die Wasser.
Jetzt annoch von dem Samen der schon hochaltrigen Ader
Starrt das Gefild‘, in den Glimmer der goldgefeuchteten Schollen.

Er nun haßte das Gut, und bewohnete Fluren und Wälder,
Dienend dem Pan, der immer in felsigen Grotten sich lagert.
Aber es blieb sein feister Verstand, und schädlich wie vormals,
Ward dem Besitzer von neuem das Herz voll törichten Sinnes.

Weit in das Meer vorschauend mit steil aufstrebender Felswand,
Starrt des Tmolos Gebirg‘, und in doppeltem Hange sich dehnend,
Grenzt es hier an Sardes, und dort an die kleine Hypäpa.
Als hier Pan sein tändelndes Lied holdseligen Nymphlein
Vorblies, messend den Ton auf wachsvereinigtem Rohre,
Wagt‘ er vor sich zu verachten den Hochgesang des Apollo:
Unter dem richtenden Tmolos begann der vermessene Wettkampf.
Sitzend auf eigenen Höhn urteilt der altende Berggott,
Frei sein Ohr von Gebüsch; die Eiche nur gürtet des Hauptes
Bläuliches Haar, und umwallt die gehöhleten Schläfen mit Eicheln.
Drauf zum Gotte des Viehes gewandt: Der Richtende, sprach er,
Säumet euch nicht! und sofort durchschmetterte jener das Feldrohr.
Voll von Entzückung vernahm der mit zuhörende Midas
Seinen barbarischen Hall. Nun wandte sein heiliges Antlitz
Tmolos gegen Apollo; dem Antlitz folgte sein Wald nach.
Jener, das goldene Haupt mit parnasischem Lorbeer umwunden,
Schleppt den langen Talar, von lyrischem Blute gesättigt;
Und sein blinkendes Spiel voll Elfenbeins und Gesteines
Hält in der Linken der Gott, und hält in der Rechten den Schlägel.
Stellung und Blick war würdig der Kunst. Mit kundigem Daum nun
Regt er der Saiten Getön. Von der wonnigen Süße bezaubert,
Heißt der Gott des Gebirgs nachstehn der Gitarre das Feldrohr.
Allen gefällt die Entscheidung des wohl urteilenden Tmolos.
Dennoch tadelt allein und nennt unbillig den Ausspruch,
Midas in lautem Geschwätz. Nicht duldet der Delier Phöbus,
Daß noch Menschengestalt die törichten Ohren behalten;
Sondern er reckt‘ sie in Läng‘, und hüllt sie in greuliche Zotten;
Unstet schafft er das untre Gelenk, und von leichter Bewegung.
Übrigens Mensch, wird jener am einzigen Teile verdammet,
Und mit den Ohren begabt des langsam schreitenden Esleins.

Zwar verhehlt er die Schläfen, von kränkendem Schimpfe belastet,
Dicht sie umher einhüllend mit purpurstrahlendem Turban.
Aber ein Dienstgenoß, dem das lange Haar zu beschneiden
Oblag, hatt‘ es gesehn. Der wagete weder der Unzier
Kühnen Verrat, wie sehr auch das Herz sich zu lüften begehrte;
Noch vermocht‘ er die Schau zu verheimlichen. Weg nun gewendet,
Gräbt er die Erd‘, und wie seltsam die Ohren des Herrn er geschauet,
Meldet er leis‘, und vertraut dem gehöhleten Grund ein Geflüster.
Wiederum mit der Erde der Stimm‘ Anzeige verscharrend,
Geht er hinweg stillschweigend, und läßt die verschüttete Grube.
Aber ein drängender Hain von zitternden Halmen des Rohres
Steiget empor; und sobald im vollendeten Jahr er gereifet,
Klagt er den Ackerer an: denn jedes verscharrete Wörtchen
Zischelt er, rege vom Süd, des Königes Ohren verkündend.

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