Cicero: Ad Familiares – Buch 14.04 – Übersetzung

Lateinischer Text: Deutsche Übersetzung:
Epistula 4, Liber quartus – Tullius S. D. Terentiae et Tulliae et Cicerone suis Brief 4, Buch 14 – Tullius grüßt seine Terentia, seine Tullia und seinen Cicero,
Ego minus saepe do ad vos litteras, quam possum, propterea quod cum omnia mihi tempora sunt misera, tum vero, cum aut scribo ad vos aut vestras lego, conficior lacrimis sic, ut ferre non possim. Ich schicke euch weniger Briefe, als ich kann, deswegen weil zum einen meine ganze Situation elend ist, zum anderen aber, weil ich, wenn ich entweder euch schreibe oder eure Briefe lese, so von Tränen überwältigt werde, dass ich es nicht ertragen kann.
Quod utinam minus vitae cupidi fuissemus! certe nihil aut non multum in vita mali vidissemus. Ach wenn ich doch weniger gierig nach Leben gewesen wäre! Sicher hätte ich nichts oder nicht viel Schlechtes im Leben gesehen.
Quod si nos ad aliquam alicuius commodi aliquando recuperandi spem fortuna reservavit, minus est erratum a nobis. Wenn das Schicksal aber mir irgendeine Hoffnung irgendeinen Vorteil irgendwann einmal zurückzugewinnen aufbewahrt hat, habe ich mich weniger geirrt.
Si haec mala fixa sunt, ego vero te quam primum, mea vita, cupio videre et in tuo complexu emori, quoniam neque di, quos tu castissime coluisti, neque homines, quibus ego semper servivi, nobis gratiam rettulerunt. Wenn diese Probleme fest stehen, wünsche ich wahrlich, dich, mein Leben, möglichst bald zu sehen und in deiner Umarmung zu sterben, weil weder die Götter, welche du sehr keusch verehrt hast, noch die Menschen, welchen ich immer gedient habe, mir gedankt haben.
Nos Brundisii apud M. Laenium Flaccum dies XIII fuimus, virum optimum, qui periculum fortunarum et capitis sui prae mea salute neglexit neque legis improbissimae poena deductus est, quo minus hospitii et amicitiae ius officiumque praestaret: huic utinam aliquando gratiam referre possimus! habebimus quidem semper. Ich war 13 Tage lang in Brindisi bei Marcus Laenius Flaccus, einem sehr guten Mann, der die Gefahr von Schicksalsschlägen und seines Todes für mein Wohlergehen vernachlässigt hat und der sich nicht von der Strafe eines ungeprüften Gesetzes abhalten ließ, sodass er Recht und Pflicht der Gastfreundschaft und Freundschaft erfüllte: Ach wenn ich diesem doch irgendeinmal danken könnte.
Brundisio profecti sumus a. d. II K. Mai.: per Macedoniam Cyzicum petebamus. Am 29. April sind wir von Brundisium aufgebrochen: wir versuchten über Makedonien nach Cyzicus zu eilen.
O me perditum! O afflictum! Quid enim? Rogem te, ut venias? Mulierem aegram, et corpore et animo confectam. Oh Ich armer! Was nun? Soll ich dich bitten, dass du kommst? meine sowohl körperlich als auch geistig mitgenommene Frau.
Non rogem? Sine te igitur sim? Opinor, sic agam: si est spes nostri reditus, eam confirmes et rem adiuves; sin, ut ego metuo, transactum est, quoquo modo potes ad me fac venias. Soll ich dich nicht bitten? Soll ich ohne dich sein? Ich glaube, so werde ich es machen: falls es Hoffnung auf meine Rückkehr gibt, sollst du sie bekräftigen und die Sache unterstützen;Wenn es aber, wie ich fürchte, erledigt ist, komm zu mir, wie auch immer du kannst.
Unum hoc scito: si te habebo, non mihi videbor plane perisse. Dies eine sollst du wissen: wenn ich dich habe, werde ich mir so vorkommen, als ob ich nicht völlig verloren bin.
Sed quid Tulliola mea fiet? iam id vos videte: mihi deest consilium. Aber was wird aus meiner kleinen lieben Tullia? Schon seht ihr dies: Der Rat ist mir abwesend.
Sed certe, quoquo modo se res habebit, illius misellae et matrimonio et famae serviendum est. Was du machst, weiß ich nicht, ob du noch irgendetwas hast oder, was ich fürchte, du völlig ausgeraubt worden bist.
Quid? Cicero meus quid aget? iste vero sit in sinu semper et complexu meo. Was? Was wird mein kleiner Cicero tun? Dieser sei aber immer in meinem Herzen und in meiner Umarmung.
Non queo plura iam scribere: impedit maeror. Ich kann nicht mehr schreiben, die Trauer hindert mich.
Tu quid egeris, nescio: utrum aliquid teneas an, quod metuo, plane sis spoliata. Ich weiß nicht, was du getan hast wie es dir gegangen ist: ob du irgendetwas besitzt oder, was ich befürchte, ganz ausgeplündert worden bist.
Pisonem, ut scribis, spero fore semper nostrum. Ich hoffe, dass Piso, wie du schreibst, immer der Unsrige sein wird.
De familia liberanda nihil est quod te moveat: primum tuis ita promissum est, te facturam esse, ut quisque esset meritus; est autem in officio adhuc Orpheus, praeterea magno opere nemo. Bezüglich der Freilassung der Sklaven gibt es nichts, was dich beunruhigen/bewegen soll: Zuerst ist es deinen (Sklaven) so versprochen worden, dass du so vorgehen/handeln würdest, wie es ein jeder verdient hätte; Aber Orpheus steht noch immer im Dienst, ferner niemand besonders.
Ceterorum servorum ea causa est, ut, si res a nobis abisset, liberti nostri essent, si obtinere potuissent, sin ad nos pertineret, servirent praeterquam oppido pauci. Die Angelegenheit der übrigen Sklaven ist diese, dass sie, wenn das Vermögen von uns geschwunden wäre wir unser Vermögen verloren hätten, unsere Freigelassenen wären, falls sie es durchsetzen können, wenn es (res – das Vermögen) zu uns gehören würde würden sie als Sklaven dienen ausgenommen sehr wenige.
Sed haec minora sunt. Aber diese sind kleiner(e Angelegenheiten).
Tu quod me hortaris, ut animo sim magno et spem habeam recuperandae salutis, id velim sit eiusmodi, ut recte sperare possimus. Weil du mich ermunterst, dass ich tapfer bin und die Hoffnung aus das Wiedergewinnen meines Heils behalte, möchte ich, dass wir zu Recht hoffen können.
Nunc miser quando tuas iam litteras accipiam? quis ad me perferet? quas ego exspectassem Brundisii, si esset licitum per nautas, qui tempestatem praetermittere noluerunt. Wann werde ich Armer nun von nun an deinen Brief erhalten? Wer wird ihn mir überbringen? Ich hätte diesen (litteras) in Brundisium erwartet, wenn es durch die Seeleute erlaubt/möglich gewesen wäre, welche die Witterung nicht vorbeigehen/verstreichen lassen wollten.
Quod reliquum est, sustenta te, mea Terentia, ut potes. Das übrige, meine Terentia, halte aus so ehrenvoll du kannst.
Sed, si hoc fuit liberis nostris gratius, nos vivere, cetera, quamquam ferenda non sunt, feramus. Aber wenn dies angenehmer für unsere Kinder ist, dass ich lebe, will ich das Übrige ertragen, obwohl es nicht zu ertragen ist.
Honestissime viximus, florvimus: non vitium nostrum, sed virtus nostra nos afflixit; peccatum est nullum, nisi quod non una animam cum ornamentis amisimus. Wir leben sehr angesehen und wir blühen: Nicht meine Fehler, sondern meine Tapferkeit hat uns niedergeschlagen.;Es gibt keine Schuld, außer dass ich meinen Geist nicht zusammen mit meinen Orden verloren habe.
Atqui ego, qui te confirmo, ipse me non possum. Und ich, der dich ermutige, kann mich selbst nicht ermutigen.
Clodium Philetaerum, quod valetudine oculorum impediebatur, hominem fidelem, remisi. Clodius Philetärus, den treuen Mann, habe ich zurückgeschickt, weil er durch eine Augenkrankheit behindert wurde.
Sallustius officio vincit omnes. Sallustius übertrifft alle an Diensteifer.
Pescennius est perbenevolus nobis, quem semper spero tui fore observantem. Pescennius ist uns sehr gewogen, von dem ich hoffe, dass er dich immer verehren wird.
Sicca dixerat se mecum fore, sed Brundisio discessit.
Cura, quoad potes, ut valeas et sic existimes, me vehementius tua miseria quam mea commoveri. Sorge, so weit du kannst , dass du gesund bist und es so beurteilst, dass ich heftiger durch dein Elend als durch meines eigenes bewegt werde.
Mea Terentia, fidissima atque optima uxor, et mea carissima filiola et spes reliqua nostra, Cicero, valete. Pr. K. Mai. Brundisio. Meine Terentia, treueste und beste Gattin, und mein liebstes Töchterlein und unsere übrige Hoffnung, Cicero, lebt wohl. 30. April, aus Brundisium.

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