Plinius: Epistulae – Buch 1.02 – Übersetzung

Lateinischer Text: Deutsche Übersetzung:
C. Plinius maturo Arrianus suo S. – Liber primus, Epistula 2 C. Plinius grüßt seinen Arrianus – Buch 1, Brief 2
Quia tardiorem adventum tuum prospicio, librum quem prioribus epistulis promiseram exhibeo. Weil ich mir schon denke, dass Du erst später hierher kommen wirst, lasse ich Dir die Arbeit, die ich Dir im meinem früheren Briefen versprochen hatte, zustellen.
Hunc rogo ex consuetudine tua et legas et emendes, eo magis quod nihil ante peraeque eodem ‚zêlô‘ scripsisse videor. Bitte lies und korrigiere sie wie üblich, um so mehr als ich meiner Ansicht nach bis jetzt noch nie irgendetwas mit gleichem Zélas (d.h. mit gleichem Einsatz, einem großen Vorbild nachzueifern) geschrieben habe.
Temptavi enim imitari Demosthenen semper tuum, Calvum nuper meum, dumtaxat figuris orationis; nam vim tantorum virorum, ‚pauci quos aequus …‘ assequi possunt. Den von Dir schon ewig verehrten Demosthenes und den von mir erst seit kurzer Zeit verehrten Calvus nachzuahmen war mein Ziel, zumindest soweit die Äußerlichkeiten des Stils betrifft; denn die Stärke der Männer von solchem Schlag können nur „wenige, denen Gott es gegeben“, erlangen.
Nec materia ipsa huic – vereor ne improbe dicam – aemulationi repugnavit: erat enim prope tota in contentione dicendi, quod me longae desidiae indormientem excitavit, si modo is sum ego qui excitari possim. Die Materie selbst war aber für eine solche – ich habe Angst mich im Ton zu vergreifen -, für eine solche Rivalität sehr geeignet: Er verlangte nämlich beinahe durchgehend einen kraftvollen Stil, was mich, der ich vor soviel Faulheit eingeschlafen war, aufweckte, wenn ich überhaupt aufgeweckt werden kann.
Non tamen omnino Marci nostri ‚lêkythous‘ fugimus, quotiens paulum itinere decedere non intempestivis amoenitatibus admonebamur: Acres enim esse non tristes volebamus. Trotzdem haben wir die „Salbtöpfchen“ unseres Marcus (Cicero) nicht ganz verbannt und sind auch, immer wenn es uns richtig schien, bestimmten, nicht unangemessenen, hübschen Wirkungen zuliebe ein wenig vom Weg abgerückt: wir wollten nämlich streng, aber nicht langweilig sein.
Nec est quod putes me sub hac exceptione veniam postulare. Natürlich gibt es keinen Grund zu denken, ich würde mit dieser Einschränkung Gnade für Recht verlangen.
Nam quo magis intendam limam tuam, confitebor et ipsum me et contubernales ab editione non abhorrere, si modo tu fortasse errori nostro album calculum adieceris. Denn um die Schärfe deiner Feile noch zu steigern, möchte ich zugeben, dass meine eigene Person und meine Freunde einer Publikation nicht abgeneigt sind, falls Du (es schaffst) in unserer Unentschiedenheit den entscheidenden Ausschlag zu geben.
Est enim plane aliquid edendum; atque utinam hoc potissimum quod paratum est! Denn ohne Frage wird etwas veröffentlicht werden; und möge es doch gerade das sein, was schon bereit liegt!
Audis desidiae votum, edendum autem ex pluribus causis, maxime quod libelli quos emisimus dicuntur in manibus esse, quamvis iam gratiam novitatis exuerint; nisi tamen auribus nostris bibliopolae blandiuntur. (Wiederum) hörst Du die Stimme der Faulheit , eine Veröffentlichung aber wird durch mehrere Tatsachen unabdingbar, vor allem die, dass die Schriftstücke, die wir publiziert haben, allem Anschein nach, noch immer gelesen werden, obwohl sie nicht mehr den Reiz des Unberührten haben; es sei denn, die Buchhändler wollten uns schmeicheln.
Sed sane blandiantur, dum per hoc mendacium nobis studia nostra commendent. Vale. Aber sie sollen nur schmeicheln, solange sie uns durch das Schwindeln unsere literarische Arbeit ans Herz legen!

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