Plinius: Epistulae – Buch 1.14 – Übersetzung

Lateinischer Text: Deutsche Übersetzung:
C. Plinius Iunio Maurico suo S. – Liber primus, Epistula 14 C. Plinius grüßt seinen Mauricus – Buch 1, Brief 14
Petis ut fratris tui filiae prospiciam maritum; quod merito mihi potissimum iniungis. Du bittest mich, nach einem Gatten für die Tochter deines Bruders Umschau zu halten; Und du tust recht daran, gerade mich damit zu betrauen.
Scis enim quanto opere summum illum virum suspexerim dilexerimque, quibus ille adulescentiam meam exhortationibus foverit, quibus etiam laudibus ut laudandus viderer effecerit. Du weißt ja, wie ich diesen bedeutenden Mann verehrt und geschätzt habe, wie er mich in meiner Jugend mit seinen Ermahnungen gefördert hat, wie sein Lob dazu diente, mich lobenswert erscheinen zu lassen.
Nihil est quod a te mandari mihi aut maius aut gratius, nihil quod honestius a me suscipi possit, quam ut eligam iuvenem, ex quo nasci nepotes Aruleno Rustico deceat. Du konntest mir keinen bedeutsameren und angenehmeren Auftrag erteilen und ich keinen ehrenvolleren übernehmen, als die Auswahl eines Mannes, der würdig wäre, einem Arulenus Rusticus Enkel zu schenken.
Qui quidem diu quaerendus fuisset, nisi paratus et quasi provisus esset Minicius Acilianus, qui me ut iuvenis iuvenem – est enim minor pauculis annis – familiarissime diligit, reveretur ut senem. Da hätte man freilich lange suchen müssen, wenn nicht Minicius Acilianus bereitstände und gleichsam dazu prädestiniert wäre, als Altersgenossen verbindet ihn herzliche Freundschaft mit mir – er ist ja nur ein paar Jahre jünger – und doch verehrt er mich wie einen Greis.
Nam ita formari a me et institui cupit, ut ego a vobis solebam. Denn er möchte von mir so angeleitet und unterwiesen werden, wie ich es von Euch gewohnt war.
Patria est ei Brixia, ex illa nostra Italia quae multum adhuc verecundiae frugalitatis, atque etiam rusticitatis antiquae, retinet ac servat. Er stammt aus Brixia, jener Gegend unseres lieben Italiens, die bis auf den heutigenTag ein Gutteil alter Sittsamkeit, Biederkeit und ländllicher Einfachheit behalten hat und weiter bewahrt.
Pater Minicius Macrinus, equestris ordinis princeps, quia nihil altius volvit; allectus enim a Divo Vespasiano inter praetorios honestam quietem huic nostrae, ambitioni dicam an dignitati, constantissime praetulit. Sein Vater Minicius Macrinus ist der erste Mann im Ritterstande, weil er nicht höher hinaus wollte; denn obwohl der verewigte Vespasian ihn zum Range eines Prätoriers erhob, zog er ein ehrsames Leben in der Stille dieser unsrer Eitelkeit oder meinetwegen Würde vor.
Habet aviam maternam Serranam Proculam e municipio Patavio. Seine Großmutter mütterlicherseits, Serrana Procula, stammt aus der Landstadt Patavium.
Nosti loci mores: Serrana tamen Patavinis quoque severitatis exemplum est. Du kennst die Lebensart dieses Ortes, doch Serrana gilt selbst den Patavinern als ein Muster der Sittenstrenge.
Contigit et avunculus ei P. Acilius gravitate prudentia fide prope singulari. In P. Acilius besitzt er auch einen Oheim von nahezu einzigartiger Charakterfestigkeit, Klugheit und Zuverlässigkeit.
In summa nihil erit in domo tota, quod non tibi tamquam in tua placeat. Kurz gesagt: In der ganzen Familie wirst du nichts finden, was Dir nicht wie in deiner eigenen gefiele.
Aciliano vero ipsi plurimum vigoris industriae, quamquam in maxima verecundia. Acilianus selbst ist ein überaus regsamer, energischer und dabei doch völlig anspruchsloser Mann.
Quaesturam tribunatum praeturam honestissime percucurrit, ac iam pro se tibi necessitatem ambiendi remisit. Quästur, Tribunat und Prätur hat er in allen Ehren durchlaufen und es Dir somit erspart, Dich für ihn verwenden zu müssen.
Est illi facies liberalis, multo sanguine multo rubore suffusa, est ingenua totius corporis pulchritudo et quidam senatorius decor. Er besitzt ein offenes Gesicht, stark durchblutet, tiefrote Wangen, natürliche Schönheit in seiner ganzen Erscheinung und gewissermaßen senatorischen Anstand.
Quae ego nequaquam arbitror neglegenda; debet enim hoc castitati puellarum quasi praemium dari. Das alles sind Eigenschaften, die man doch keinesfalls unbeachtet lassen sollte; die Mädchen verdienen sie als eine Art Belohnung für ihre Sittsamkeit.
Nescio an adiciam esse patri eius amplas facultates. Ich weiß nicht, ob ich noch bemerken muss, dass sein Vater ein sehr vermögender Mann ist.
Nam cum imaginor vos quibus quaerimus generum, silendum de facultatibus puto; cum publicos mores atque etiam leges civitatis intueor, quae vel in primis census hominum spectandos arbitrantur, ne id quidem praetereundum videtur. Denn wenn ich mir vorstelle, dass Ihr es seid, für die wir einen Schwiegersohn suchen, brauche ich über Geldverhältnisse wohl kein Wort zu verlieren; blicke ich aber auf die allgemeinen Anschauungen und nun gar auf die Gesetze unsres Staates, die in erster Linie die Vermögenslage des Bürgers berücksichtigen zu müssen glauben, dann darf ich wohl auch diesen Punkt nicht übergehen.
Et sane de posteris et his pluribus cogitanti, hic quoque in condicionibus deligendis ponendus est calculus. Und vollends wenn man an Nachkommenschaft denkt, dann muss man auch diesen Posten bei der Auswahl des Ehepartners in Rechnung stellen.
Tu fortasse me putes indulsisse amori meo, supraque ista quam res patitur sustulisse. Vielleicht meinst Du, ich hätte mich von meiner Liebe hinreißen und alles glänzender erscheinen lassen, als es in Wirklichkeit ist.
At ego fide mea spondeo futurum ut omnia longe ampliora quam a me praedicantur invenias. Nein, ich gebe Dir mein Wort, Du wirst alles noch weit glänzender finden, als es von mir gepriesen wird.
Diligo quidem adulescentem ardentissime sicut meretur; sed hoc ipsum amantis est, non onerare eum laudibus. Vale. Gewiss, ich liebe den jungen Menschen glühend, wie er es verdient; aber gerade diese Liebe verpflichtet mich, sein Lob nicht zu übertreiben. Lebe wohl!

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