Phaedrus: Fabulae – 1,14 (Ex Sutore Medicus) – Übersetzung

Lateinischer Text: Deutsche Übersetzung:
Ex Sutore Medicus – Liber primus (1) Aus einem Schuster ein Arzt – Buch 1
Malus cum sutor inopia deperditus
medicinam ignoto facere coepisset loco
et venditaret falso antidotum nomine,
verbosis adquisivit sibi famam strophis.
Ein schlechter Schuster, durch den Mangel ganz Verkommen, begann an fremdem Ort die Heilkunst auszuüben und bot mit falschem Namen Gegengifte aus, durch listige Ränke hatte er sich Ruf erworben.
Hic cum iaceret morbo confectus gravi
rex urbis, eius experiendi gratia
scyphum poposcit: fusa dein simulans aqua
illius se miscere antidoto toxicum,
combibere iussit ipsum, posito praemio.
Als einst der König von der Stadt gar schwer erkrankt war, da forderte er, des Meisters Künste zu erproben: Ein klein Gefäß und füllte dies mit kaltem Wasser, gab aber vor, dass er des Schusters Gegengift mit Gift vermische, darauf befahl er ihm zu trinken.
Timore mortis ille tum confessus est,
non artis ulla medicum se prudentia,
verum stupore vulgi, factum nobilem.
Doch jener, ganz und gar von Todesfurcht beherrscht, ruft jammernd aus, dass er die Heilkunst nicht verstehe, des Volkes Dummheit nur habe ihn berühmt gemacht.
Rex advocata contione haec edidit:
‚Quantae putatis esse vos dementiae,
qui capita vestra non dubitatis credere,
cui calceandos nemo commisit pedes?‘
Der König rief die Bürgerschaft und sagte ihr: „Wie töricht und wie dumm müsst ihr doch alle sein, dass ihr das Leben einem Manne anvertraut,
dem niemand seine Schuhe zum Flicken übergibt.“
Hoc pertinere vere ad illos dixerim,
quorum stultitia quaestus impudentiae est.
Dies ist, ich darf’s mit Recht wohl sagen, für die Leute
geschrieben, deren Torheit Schwindlern Geld verschafft.

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