Ovid – Metamorphosen – Liber quattuordecim – Romulus und Hersilea – Übersetzung

Occiderat Tatius, populisque aequata duobus, 805
Romule, iura dabas: posita cum casside Mavors
talibus adfatur divumque hominumque parentem:
‚tempus adest, genitor, quoniam fundamine magno
res Romana valet nec praeside pendet ab uno,
praemia, (sunt promissa mihi dignoque nepoti) 810
solvere et ablatum terris inponere caelo.
tu mihi concilio quondam praesente deorum
(nam memoro memorique animo pia verba notavi)
„unus erit, quem tu tolles in caerula caeli“
dixisti: rata sit verborum summa tuorum!‘ 815
adnuit omnipotens et nubibus aera caecis
occuluit tonitruque et fulgure terruit orbem.
quae sibi promissae sensit rata signa rapinae,
innixusque hastae pressos temone cruento
inpavidus conscendit equos Gradivus et ictu 820
verberis increpuit pronusque per aera lapsus
constitit in summo nemorosi colle Palati
reddentemque suo iam regia iura Quiriti
abstulit Iliaden: corpus mortale per auras
dilapsum tenues, ceu lata plumbea funda 825
missa solet medio glans intabescere caelo;
pulchra subit facies et pulvinaribus altis
dignior, est qualis trabeati forma Quirini.
Flebat ut amissum coniunx, cum regia Iuno
Irin ad Hersilien descendere limite curvo 830
Imperat et vacuae sua sic mandata referre:
‚o et de Latia, o et de gente Sabina
praecipuum, matrona, decus, dignissima tanti
ante fuisse viri coniunx, nunc esse Quirini,
siste tuos fletus, et, si tibi cura videndi 835
coniugis est, duce me lucum pete, colle Quirini
qui viret et templum Romani regis obumbrat‘;
paret et in terram pictos delapsa per arcus,
Hersilien iussis conpellat vocibus Iris;
illa verecundo vix tollens lumina vultu 840
‚o dea (namque mihi nec, quae sis, dicere promptum est,
et liquet esse deam) duc, o duc‘ inquit ‚et offer
coniugis ora mihi, quae si modo posse videre
fata semel dederint, caelum accepisse fatebor!‘
nec mora, Romuleos cum virgine Thaumantea 845
ingreditur colles: ibi sidus ab aethere lapsum
decidit in terras; a cuius lumine flagrans
Hersilie crinis cum sidere cessit in auras:
hanc manibus notis Romanae conditor urbis
excipit et priscum pariter cum corpore nomen 850
mutat Horamque vocat, quae nunc dea iuncta Quirino est.


Deutsche Übersetzung: (Buch 14, 805-851)
Romulus und Hersilia

Tatius sank, und zugleich den Deinigen und den Sabinern,
Romolus, gabst du Gesetz; da, den Helm ablegend, der Kriegsgott
Also begann zum Vater des Menschengeschlechts und der Götter:

Vater, die Zeit ist genaht (dieweil auf Stärke gegründet
Steht die römische Macht, und nicht an dem Ordner allein hängt),
Daß du den Lohn, den mir du gelobt, und dem würdigen Enkel,
Ausbezahlst, und hinweg von der Erd‘ in den Himmel ihn einfährst.
Weiland sagest du mir in der seligen Götter Versammlung
(Denn ich bewahr‘ andenkend das gütige Wort in der Seele):
Ihn, den einzigen, wirst du erhöh’n zu der Bläue des Himmels
Also redest du; vollbracht nun werde der Ausspruch.

Zeus der allmächtige winkt; und schwarz in dunkele Wolken
Hüllt er die Luft, und mit Donner und Leuchtungen schreckt er die Stadt rings.

Als er die Zeichen erkannt der ihm verheißnen Entführung,
Steigt, von der Lanze gestützt, der unerschrockne Gradivus
Schnell auf der Rosse Geschirr mit blutiger Deichsel, und schwinget
Knallendes Geißelgetön; und jäh durch die Lüfte gerollet,
Hält er auf des bebüschten Paladiums oberstem Hügel;
Und, da er seinem Quiriten das Recht, nicht königlich, aussprach,
Rafft er der Ilia Sohn. Die sterbliche Hülle zerfloß ihm
Durch die wehende Luft: wie oft aus gerundeter Schleuder
Fliegend erblüht die Gestalt, und des hochgepolsterten Lagers
Würdiger, hehr wie die Bildung des pupurhellen Quirinus!

Ihn beweint als verloren das Weib. Doch die Herrscherin Juno
Heißt zur Hersilia schnell auf gekrümmetem Pfade die Iris
Niedergehn, und so der Verödeten bringen die Botschaft:

Du vom latischen Volk und zugleich vom Volk der Sabiner,
Ausgesonderte Zierde der Frau’n, du würdigste Gattin
Solches erhabenen Mannes zuvor, und jetzt des Quirinus!
Hemme der Wehmut Tränen; und wenn du den Gatten zu schauen
Sehnsucht hast, so folge zum Haine mir, der den Quirinus-
hügel umgrünt, und der Tempel des römischen Königs beschattet.

Iris gehorcht; und zur Erd‘ im farbigen Bogen entgleitend,
Naht sie, Hersilia, dir, und sagt die befohlenen Worte.

Sie mit verschämtem Gesicht, und kaum die Augen erhebend:
Göttin! (denn welche du seist, ist mir zwar dunkel doch deutlich,
Daß du der Göttinnen seist) o führe mich, ruft sie, und zeige
Mir des Gemahls Anblick! Wenn ihn zu schauen nur einmal
Mir das Schicksal vergönnt; wie in himmlischer Seligkeit schweb‘ ich!

Stracks nun wandelt sie hin mit der thaumanteischen Jungfrau
Zum romulischen Hügel. Ein Stern dort, gleitend vom Äther,
Fällt auf die Erde herab: von dessen Schimmer entbrennend
Schnell der Hersilia Haar mit dem Stern auffliegt in die Lüfte.
Jetzo schließt sie bekannt der Stifter Roms in die Arme,
Welcher, den vorigen Namen zugleich mit dem Leibe verändernd,
Ora sie grüßt, die als Göttin nunmehr dem Quirinus gesellt ist.

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